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Die neue Verkehrsprognose, vor allem aber die daraus von Bundesverkehrsminister Volker Wissing abgeleiteten Schlussfolgerungen, haben deutliche Kritik ausgelöst.

Bis 2051 wandern laut der Prognose noch mehr Güter auf die Straße, der Anteil von Bahn und vor allem dem Binnenschiff am sogenannten Modal Split nimmt dagegen weiter ab. Grund sind vor allem Verschiebungen in der Güterstruktur mit deutliche Rückgängen bei Massengütern wie Kohle, Erz oder Mineralöl. Dafür steigt das Volumen zum Beispiel bei Konsumgütern – und die landen vorzugsweise auf dem Lkw.

Die Industriestandorte in Deutschland, etwa entlang des Rheins, seien auch künftig auf Bahn und Schiff angewiesen, die große Mengen an Rohstoffen transportieren könnten. Es sei daher die Aufgabe einer an Nachhaltigkeitszielen orientierten Verkehrspolitik, Anreize für eine Verkehrsverlagerung zu setzen. „Ein »Laissez-faire«-Szenario ohne Verkehrslenkung würde zu weiteren Dauerstaus und Flächenfraß führen und wäre klimapolitisch ein Desaster«, argumentiert der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB).

BDB fordert Dialog

»Wir erwarten daher, dass Bundesverkehrsminister Volker Wissing aus dieser Verkehrsprognose die richtigen Schlüsse zieht und mit uns so schnell wie möglich den Dialog für eine wirksame Verkehrswende aufnimmt«, sagt BDB-Präsident Martin Staats. Der Masterplan Binnenschifffahrt biete hierfür einige sehr gute Ansätze.

Auch Steffen Bauer, CEO der HGK Shipping, kritisiert die »konsequente Missachtung der Binnenschifffahrt«. Bundesverkehrsminister Volker Wissing unterschätze einmal mehr die Bedeutung des Zusammenspiels aller Verkehrsträger und deren Beitrag zur Dekarbonisierung des Gütertransports in Deutschland und hier insbesondere die Schlüsselrolle der Binnenschifffahrt.

HGK-CEO Bauer fordert Handeln

Die vorgelegte Studie der Verkehrsprognose berücksichtige viele Potenziale der Verkehrsverlagerung oder die logistischen Folgen der Energietransformation und Kreislaufwirtschaft nicht oder nur unzureichend, kritisiert Bauer. Gütergruppen wie Großraum und Schwergüter, zum Beispiel Windkraftanlagen, die heute zu großen Teilen noch auf der Straße transportiert werden, könnten direkt auf das System Wasserstraße verlagert werden. Auch für containerisierte Transporte, etwa für Elektronik, Maschinenbau-Komponenten, Nahrungs- und Konsumgüter, eigneten sich für einen kombinierten Transport Binnenschiff – Schiene – Lkw.

»Während wir Länder wie zum Beispiel Indien beraten, wie sie ihre Flüsse und das System Wasserstraße zum Erreichen ihrer Klimaziele befähigen können, vergisst die deutsche Politik eines der leistungsfähigen Systeme, das Rückgrat der Industrieversorgung.« Die Bundesregierung muss aufpassen, dass sie damit nicht den Niedergang des Systems Wasserstraße einleitet und in einigen Jahren feststellt, dass ein wichtiges Kernelement zum Erreichen der Klimaziele fehlt. Der Niedergang der Solarindustrie in Deutschland vor einigen Jahren diene als mahnendes Beispiel.