Der Zentralverband Deutscher Schiffsmakler (ZVDS) und der Verband Hamburger und Bremer Schiffsmakler (VHBS) fordern von der Politik ein klares Bekenntnis zur Verbesserung der derzeitigen eingeschränkten Leistungsfähigkeit der deutschen Wasserstraßen.
Die letzten Jahre hätten gezeigt, wie sehr Deutschland für den Transport und für die Verteilung von Getreide, Kohle, Öl und LNG von leistungsfähigen Wasserstraßen und produktiven Häfen abhängig sei, hieß es auf der Die eingeschränkten Kapazitäten auf Deutschlands Wasserwegen bestimmten die diesjährigen Mitgliederversammlung von ZVDS und VHBS. Daher könne man jetzt nicht verstehen, dass der Bund die Mittel für die Investitionen in die Wasserstraßen halbiere.
Außerdem habe es der Bund bislang auch »versäumt, die Wasserstraßenverwaltung zu einem attraktiven und effizienten Arbeitgeber weiterzuentwickeln«, sagte der ZVDS-Vorsitzende Jens B. Knudsen. Der VHBS-Vorsitzende, Christian Koopmann, ergänzte: »Es ist schon erstaunlich, dass vor allem der Bund regelmäßig die Bedeutung der maritimen Branche betont, es aber unterlässt, angemessen in die Infrastruktur zu investieren. Es ist völlig egal, ob wie auf die Elbe oder die Weser schauen, wir sehen vor allem einen erheblichen Modernisierungsstau. Den Ankündigungen müssen nun auch endlich sieht- und spürbare Taten folgen, um verlorenes Vertrauen in die Leistungsfähigkeit vor allem der Wasserstraßen wiederherzustellen.«
Scharf kritisieren die Schiffsmaklerverbände auch die aus ihrer Sicht mangelnde Transparenz bei der Kommunikation von Problemen durch die Politik. »Es ist sehr ärgerlich, dass zwischen der Feststellung der ersten Schäden an der Uferböschung am NOK bis zur ersten formellen Kundeninformation mehr als eineinhalb Jahre vergehen. Nicht nur, dass die Kunden vor vollendete Tatsachen gestellt werden, sondern sie müssen auch noch die Kapazitätseinschränkungen, die sich durch die Geschwindigkeitsreduzierung ergeben, mit höheren Tarifen bezahlen. Dieses Missverhältnis muss der Bund durch einen zeitlich begrenzten Verzicht auf die Befahrensabgabe kompensieren«, so Knudsen.
Die Makler und Agenten betonten auch die Bedeutung des Nord-Ostsee-Kanals (NOK) zum Klima- und Umweltschutz. Durch die Nutzung des NOK werden laut einer IfW-Studie jedes Jahr ca. 800.000 t CO2 eingespart. Dieser Vorteil gehe verloren, wenn die Reeder gezwungen würden, den Kanal zu meiden. Deshalb muss nach Vorstellung von VHBS und ZVDS die zeitliche Aussetzung der Befahrensabgabe »als Kompensation genutzt werden, um Schlimmeres zu vermeiden.«
Aus der Sicht der Schiffsmakler und Schiffsagenten bietet die Debatten in der Vorbereitung der Nationalen Hafenstrategie und der kommenden Nationalen Maritimen Konferenz die passende Gelegenheit, diese operativen Probleme anzusprechen. »Es bleibt zu hoffen, dass dieses Mal die Chance auch wirklich genutzt wird. Prosa und Schön-Wetter-Berichte hatten wir in der Vergangenheit schon genügend. Wir haben auch kein Erkenntnisdefizit, sondern ein Umsetzungsproblem«, so Koopmann