Mit einem Wachstum von 12,5% gegenüber der Vorjahresperiode zeigt sich das Umschlagergebnis der Schweizerischen Rheinhäfen per Ende Juni 2019 sehr stark.
Hauptverantwortlich dafür ist der Import von Mineralölprodukten – als weiterhin wichtigstes Gütersegment – mit einem Plus von mehr als einem Drittel gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Das Ergebnis im Containerbereich liegt (noch) unter der Vorjahresperiode; allerdings war man in der Vergleichszeit des Vorjahres aufgrund des Rastatt-Effekts auf Rekordkurs, der Einbruch aufgrund anhaltend tiefer Wasserstände erfolgte erst im zweiten Halbjahr 2018.
Gut 3,2 Mio. t wurden im ersten Semester 2019 in den Häfen Kleinhüningen, Birsfelden und Muttenz-Auhafen umgeschlagen, knapp 2,87 Mio. t waren es in der Vergleichszeit 2018. Dies entspricht einem Plus von 12,5% gegenüber der Vergleichsperiode des Vorjahres. In den beiden Häfen Muttenz und Birsfelden, deren Schwerpunkt auf den Mineralölverkehren liegt, resultierten Steigerungen um 21,3% respektive 27,8%. Im Stadthafen Basel-Kleinhüningen, wo vor allem die Containerverkehre zuhause sind, resultierte eine Verringerung um 10,3%.
Der Import- oder Bergverkehr – mit knapp 2,7 Mio. t der wichtigere der beiden Sektoren – stieg gegenüber dem ersten Halbjahr des Vorjahres um 19% an. Der Export- oder Talverkehr nahm bei knapp 550.000 t um etwas mehr als 11% gegenüber der Vergleichszeit ab.
Containerverkehr geht zurück
62.907 TEU wurden im Berichtszeitraum in den Schweizerischen Rheinhäfen wasserseitig umgeschlagen. Gegenüber dem Ergebnis des ersten Halbjahres 2018 von 74.656 TEU entspricht dies einem Rückgang um knapp 16%.
Das Minus in der Berichtszeit muss insofern relativiert werden, als das Resultat des 1. Semesters 2018 ein aussergewöhnlich gutes gewesen war, beeinflusst durch einen ›Nachfolge-Effekt‹ aufgrund des Bahnunterbruchs im deutschen Rastatt, nach dem verschiedene Verlader zumindest einen Teil der Ladungen längerfristig auf den Rhein verlagert hatten. So waren die Anlagen im ersten Halbjahr 2018 etwa so stark ausgelastet wie in den Monaten August und September des Jahres davor, als nach der Bahnsperre Ausnahmezustand geherrscht hatte. »Es war zu erwarten, dass sich dies im 1. Semester 2019 nicht wiederholen lässt. Der Containerverkehr konsolidierte sich gegenüber der Rekord-Vergleichszeit 2018 damit auf hohem Niveau«, so das Fazit.
Im Vorjahr folgte auf die erwähnte Rekordzeit eine ungewöhnlich starke und lange Periode mit Niedrigwasser. Da die Wasserstände im Sommer 2019 deutlich besser sind und die Prognosen auch für die nähere Zukunft gut schiffbare Verhältnisse vorhersagen, darf für das gesamte 2019 mit einem deutlich besseren Gesamtergebnis im Containerbereich gerechnet werden – ungewöhnlich lange Trockenperioden ausgeschlossen.
Erholung für Container erwartet – wenn die Wasserstände stimmen
Zurückgegangen ist vor allem der reine Exportverkehr, also die Menge der in den Schweizerischen Rheinhäfen verschifften vollen Container. 21.692 TEU bedeuten eine Verminderung um fast 26%. Der reine Importverkehr verringerte sich gegenüber der Vorjahresperiode um gut 16% auf 21.255 TEU. Obwohl die Verkehre damit fast als paarig zu bezeichnen sind, nahm die Anzahl der gefahrenen Leercontainer in der Berichtszeit zu. Ankommend sind es 10.680 TEU (+7%), abgehend 6.552 TEU (+24%). Diese Verkehre dienen weitgehend dazu, die Depots in den Binnenhäfen zu regulieren.
»Da die prognostizierten Wasserstände wie erwähnt in diesem Sommer deutlich besser sind als 2018 und für die nähere Zukunft keine derart dramatische Niederwasserperiode in Sicht ist, dürfte der Rückstand gegenüber 2018 wohl aufgeholt werden können. Ob für 2019 ein starkes Ergebnis resultiert, wird massgeblich von der Niederschlagsdichte in Spätsommer und Herbst abhängen«, heißt es.
Flüssige Treib- und Brennstoffe legen stark zu
Im ersten Halbjahr 2019 sind knapp 1,5 Mio. t flüssige Treib- und Brennstoffe über die Schweizerischen Rheinhäfen importiert worden. Gegenüber den 1,08 Mio. t in der Vergleichszeit des Vorjahres entspricht dies einer massiven Zunahme um 36,5%.
Verantwortlich dafür ist ein planmässiger »Shutdown« der einzigen Raffinerie des Landes im neuenburgischen Cressier. Dieser Wartungsunterbruch dauerte zehn Tage länger als geplant und damit von Mitte Mai bis Ende Juni 2019. Die Menge des in Cressier verarbeiteten Rohöls wurde durch Importe von Mineralöl-Erzeugnissen mehrheitlich über den Rhein substituiert.
Nimmt man die einzelnen Monate, so zeigt sich der Einfluss der Raffiniere-Schließung sehr deutlich: Die Umschlagsmengen lagen gegenüber den entsprechenden Vorjahresmonaten im Mai um 52% und im Juni gar um 95% höher, während der April 2019 einen leichten Rückgang um 8% aufweist.
»Es ist aber nicht anzunehmen, dass sich damit der langfristige Abwärtstrend in dieser – für die Häfen wichtigsten – Sparte abschwächt: Der Klimawandel und die Bemühungen, möglichst umfangreich von Erdöl und Erdgas auf andere Energieformen für Heizung und Verkehr zu wechseln, wird mittel- bis langfristig eher für eine Verschärfung dieses Trends sorgen. Aktuell ist dieser Trend aber nicht beherrschend. Die Nachfrage nach Benzin, Diesel und Jet Fuel ist ungebrochen hoch«, so der Hafenbetreiber.
Deutlich, nämlich um fast 44% zurückgegangen ist der Export von Mineralölprodukten ab den Schweizerischen Rheinhäfen. Auch dies erklärt sich mit dem Raffinerie-Betriebsstopp, handelt es sich hier doch um Schweröl, dass in der Raffinerie anfällt, in der Schweiz nicht verwendet und per Schiff abtransportiert wird. Logischerweise fiel dieser Bereich im Mai (54 t) und Juni (73 t) nahezu auf Null, während etwa im Januar über 11.000 t und im Februar sogar knapp 18.000 t in den Häfen abgeführt wurden.
Das zweite Quartal konnte in diesem Segment auf Vorjahresniveau abgeschlossen werden, die Rückstände aus dem ersten Quartal konnten auch in diesem Bereich nicht aufgeholt werden. Bei den landwirtschaftlichen Erzeugnissen blieb das zweite Quartal mit 79.503 t auf Vorjahresniveau. Die Rückstände aus dem ersten Quartal konnten nicht wettgemacht werden. Bei den Nahrungs- und Futtermitteln, musste im Vergleich zum Vorjahr ein Rückgang von 6 % resp. 7.000 t hingenommen werden, wobei die Einfuhr mit 97.670 t auf Vorjahresniveau lag und der Rückgang ausschliesslich bei der Abfuhr verzeichnet werden musste.
Ausschlaggebend für den schwachen Start im ersten Quartal sowie das schwache zweite Quartal sind den SRH zufolge einerseits die prekären Wasserverhältnisse auf dem Rhein sowie die Zunahme der Bahn- und Lkw-Transporte aus Deutschland, Osteuropa und Italien, eine Entwicklung welche das Jahr 2019 stark beeinflusst.
Licht und Schatten bei übrigen Gütern
Der Bereich Steine, Erden, Baustoffe hat im Import mit gut 394.000 t einen nur leichten Rückgang von 1,4% gegenüber dem Vorjahreszeitraum verzeichnet. Im Export jedoch konnte ein Plus von 20% gegenüber 2018 mit insgesamt fast 187.000 t verzeichnet werden. Diese Zunahme ist das direkte Ergebnis des erfolgreichen Verkaufs von Produkten aus dem Recyclingbereich, vor allem in die Niederlande.
Die Zufuhr von Eisen, Stahl und NE-Metallen konnte mit knapp 129.000 t zum Abschluss des zweiten Quartals 2019 ein leichtes Plus von 4.9% gegenüber dem Vorjahr erzielen. Die Zunahme lässt sich zum Teil durch grössere Importe aus Asien erklären, welche die Lkw-Direktlieferungen aus Europa konkurrenzieren. Der Export betrug im ersten Semester 2019 nur knapp 17.000 t, was einen Rückgang von 47,2% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Mögliche Gründe hierfür sind unter anderem die Strafzölle in den USA für Schweizer Stahl- und Aluminiumprodukte, die Verlagerung der Transportwege oder die hohen Produktionskosten in der Schweiz.
Nach dem Abbau der Lagerbestände bei den festen mineralischen Brennstoffen – hauptsächlich Steinkohle – und den ausgebliebenen Importen 2018 war es eine Frage der Zeit, bis wieder Einfuhren verzeichnet werden können. Während im ersten Quartal keine Importe auf dem Verkehrsträger Wasser gezählt wurden, sind in den Monaten Mai und Juni Einfuhren mit insgesamt knapp 10.000 t für die Zementindustrie eingetroffen. Es zeigt sich, dass nach wie vor Steinkohle als Brennstoff benötigt wird, wenn auch in immer unregelmäßigeren Abständen.
Weiter im Hoch sind die Importverkehre chemischer Erzeugnisse mit knapp 168.000 t und einer Steigerung um 70%. Bei der Ausfuhrmenge von gut 600.000 t resultierte dagegen ein Minus von 23,5%.