2021 ist voraussichtlich das letzte Jahr, in dem der Finowkanal durchgängig befahrbar sein wird. Dann beginnen die Arbeiten an insgesamt sechs Schleusen. Derzeit arbeitet der neue Zweckverband mit Hochdruck an der Genehmigung.
Von Christian Knoll
Das Jahr 2021 bringt eine Zäsur am Finowkanal. Denn künftig liegt die Verantwortung für die insgesamt zwölf Schleusen vor Ort. Der Zweckverband Region Finowkanal übernimmt die Bauwerke vom Bund. Die Finanzierung der anstehenden Schleusensanierung ist gesichert, die Vorplanungskosten übernimmt die Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt (GDWS) sogar zu 100 % (wir berichteten). Los geht es jetzt mit den ersten sechs Schleusen, nach deren Grundinstandsetzung kommen die anderen sechs hinzu. Die Unterhaltung der Kanalstrecken verbleibt wie bisher beim Bund.
Zielstellung des Zweckverbandes ist es, bis Ende 2021 die Bauverträge abzuschließen. Es geht um die Schleusen Ruhlsdorf, Leesenbrück, Grafenbrück, Schöpfurth; Heegermühle und Wolfswinkel. Auch die im vergangenen Jahr wegen der Corona-Krise ausgefallenen Feierlichkeiten zum 400. Jahr des Bestehens der Wasserstraße sollen schnellstmöglich nachgeholt werden.
Erhebliche Schäden festgestellt
Somit wird 2021 voraussichtlich das vorerst letzte Jahr, in dem der Finowkanal durchgängig befahrbar sein wird. Vom Schiffshebewerk aus gelangt man dann nur noch bis Eberswalde. Die Geschicke des Kanals liegen künftig in den Händen von Adolf Maria Kopp, dem Leiter des Zweckverbandes. Bei einem virtuellen »Kamingespräch« stellte er auf Einladung von Hartmut Ginnow-Merkert, dem Vorsitzenden des Vereins »Unser Finowkanal e.V.«, die aktuellen Pläne für die Schleusensanierung.
Die wesentliche Voraussetzungen seien mit der Finanzierung von 50 % der Kosten durch den Bund und die Förderung durch das Land Brandenburg geschaffen. Daher werde nun mit Hochdruck an der Genehmigungsplanung für die Sanierung der ersten sechs Schleusen gearbeitet. Auch ein Gutachten zum Denkmalschutz musste erstellt werden.
In einem ersten Schritt wurde der Ist-Zustand der Baukörper und des Baugrundes durch Beprobungen erfasst. Die Ergebnisse hätten die schon mit bloßem Auge erkennbaren deutlichen Schäden an den um 1870 gebauten historischen Schleusen bestätigt, berichtete Kopp. Fotos zeigen Risse mit Versetzungen in den Kammerwänden, wie in Grafenbrück, oder ganze Kammerwände, die sich bereits bedrohlich in Richtung Schleuseninneres neigen.
Die geplante Grundsanierung soll die Schleusen für die nächsten 80 Jahre funktionsfähig machen. Sie wurden überwiegend als Doppelschleusen errichtet. Die Häupter sind durch starke Granitblöcke gegen Stoßschäden abgesichert, die Kammerwände sind geklinkert. Ein unter Denkmalschutz stehendes Betriebsgebäude an der Schleuse Ruhlsdorf soll durch Umsetzen erhalten werden.
Kopp (Jahrgang 1962) kann auf eine lange Berufspraxis als Geschäftsführer und Direktor verweisen, unter anderem in Niedersachsen und in Bremen. Später wurde er Direktor der Wirtschaftsförderung Karlsruhe und danach Geschäftsführer der TSB Innovationsagentur GmbH in Berlin. Seit 2020 leitet Kopp den neu gegründeten Zweckverband Region Finowkanal.