Die Häfen der RheinCargo sind bislang mit stabilen Ergebnissen durch die Corona-Krise gekommen. Künftig will das Logistikunternehmen noch stärker auf multimodale Angebote setzen und vor allem Schiff und Bahn besser miteinander vernetzen. Von Krischan Förster
Das breite Leistungsportfolio sieht Jan Sönke Eckel als die große Stärke der RheinCargo. Kein Segment sei dem anderen übergeordnet, so könnten temporäre Einbußen gut aufgefangen werden – »das hat uns in der jüngsten Corona-Krise geholfen«, sagt einer der beiden Geschäftsführer des Logistikunternehmens.
Tatsächlich sei der Verbund der Häfen und Güterverkehr Köln (HGK) mit den Neuss Düsseldorfer Häfen (NDH) und den insgesamt sechs Rheinhäfen vergleichsweise gut durch die schwierigen Wochen und Monate der Pandemie gekommen. Einbußen mussten dennoch hingenommen werden. Während der wasserseitige Umschlag in den Häfen eher leicht von knapp 16 Mio. t auf 15,25 Mio. t sank, litt vor allem die Bahnsparte, die statt knapp 22 Mio. t weniger als 19 Mio. t transportierte. Unter dem Strich steht ein Minus von etwa -5 %, »das ist im Vergleich zu vielen anderen Häfen ein sehr respektables Ergebnis«, sagt Eckel.
Die von der Wirtschaftskrise ausgelösten temporären Probleme im Containerverkehr konnten mit Transporten für andere Industrien gut aufgefangen werden, sagt Eckel. Transport- und Dienstleistungen für die Chemiebranche rund um Köln, mit Lebensmitteln, Baustoffen dank des Booms in vielen Städten, mit Agrarprodukten – »wir sind ja breit aufgestellt.«
Künftig wird RheinCargo die Angebotstiefe noch ausbauen. Denn Veränderungen der Märkte und mancher Güterströme ziehen mit dem beschlossenen Kohleausstieg und der sinkenden Nachfrage nach Mineralöl wie dunkle Wolken am Horizont auf. »Wir wollen die Verkehrsträger stärker vernetzen und integrieren, die jeweiligen Vor- und Nachteile besser kombinieren und nutzen«, sagt Eckel. Bei Containern sei das erprobt, »das müssen wir auf andere Güter ausweiten.«
Multimodalität ist auch für RheinCargo eines der Zukunftsthemen und Chance zugleich. Immer dann, wenn es sinnvoll sei, solle das Zusammenspiel von Bahn und Schiff dringend weiterentwickelt werden. Nur nicht zu einseitig, zu eindimensional denken und handeln, sagt Eckel. Buchstäblich eingefahrene Gleise müssten verlassen werden.
Weiteres Potenzial für die Bahn sehe er in Werksverkehren, die weiter »expansiv« ausgebaut werden könnten, und, neben dem Fernverkehr, vor allem auch auf der sogenannten letzten Meile. »Wir haben viel Expertise, die wir in den Markt bringen können«, sagt Eckel.
Für die Binnenschifffahrt bleibe RheinCargo mit den Häfen ein »natürlicher« Partner, ein »Adapter«, um sie bestmöglich in Transportketten einzubinden. »Das setzt natürlich voraus, dass sich alle Beteiligten von Egoismen trennen und aufeinander zugehen«, sagt Eckel.
Aktuell investiert RheinCargo einen mittleren sechsstelligen Betrag in die Modernisierung einer Bandanlage mit Tiefbunker mit einer Kapazität von 400 t/h im Hafen Neuss, um per Bahn unter anderem aus Südosteuropa gebrachte Agrarprodukte schnell und effizient zwischenlagern und dann auf Schiffe umschlagen zu können. . Im Spätsommer soll die Anlage betriebsbereit sein, ein erster Kunde sei bereits gewonnen worden.
Eckel, der auch Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Häfen NRW ist, vermisst, wie viele andere auch, eine ausreichend starke Lobby für die Binnenschifffahrt. Dazu kämen die wegfallenden Mengen aus der Energie- und Montanindustrie, vornehmlich Kohle. Mit Projektladung, Recyclingprodukten oder auch anderen Gütern gebe es zwar durchaus Potenzial, in Reisholz bietet RheinCargo für Schwergut eine geeignete Umschlagplattform inklusive leistungsfähiger Mobilkrane an. »Aber die bislang gewohnten Mengen insbesondere aus dem Montanbereich werden sich damit für den Gesamtmarkt quantitativ nicht kompensieren lassen«, sagt Eckel. »Da brauchen wir künftig weitere Ideen und Innovationen.«
Spätestens an diesem Punkt kommt auch die Politik, auf Landes- wie auch auf Bundesebene, ins Spiel. Eine Ausweitung der Förderung über den Containerverkehr würde sich der RheinCargo-chef wünschen, auch eine Gleichbehandlung der Verkehrsträger Bahn und Binnenschiff. Gerade die Schiene bekomme viel Aufmerksamkeit und finanzielle Hilfen, auch für die DB Cargo – »da müssen wir aufpassen, dass die Wettbewerbsfähigkeit der Privatbahnen und der Binnenschifffahrt erhalten bleibt.« Die Corona-Pandemie und der Kampf um Marktanteile, teils befeuert durch Niedrigpreise des Staatsunternehmens, habe den Wettbewerb zusätzlich aufgeheizt.
Genauso gehe es darum, in den Häfen städtebauliche Avancen abzuwehren. Der Hafen Deutz musste aufgegeben werden, »aber alle anderen Flächen brauchen wir«, so Eckel. Wenn die Häfen weiter ihre Aufgabe für den Güterumschlag und als Schnittstellen für multimodale Transporte erfüllen sollen, »dürfen wir nichts aufgeben«, sagt Eckel. ?
RheinCargo
Der Logistik-Dienstleister RheinCargo wurde 2012 als Joint Venture von HGK und NDH gegründet. Das Unternehmen betreibt sechs öffentliche Rheinhäfen in Düsseldorf, Köln und Neuss. Mit 90 eigenen Lokomotiven und 700 Waggons unterhält RheinCargo eine der größten privaten deutschen Güterbahnen. Insgesamt beschäftigt RheinCargo etwa 640 Mitarbeiter.