Nach mehr als fünf Wochen Zwangspause geht das neue Schiffshebewerk Niederfinow wieder in Betrieb. Der Schaden am Trog ist behoben.
Der Störfall ereignete sich am 16. Dezember 2022. An diesem Tag kam es bei zweistelligen Minusgraden zu einer Schiefstellung des Troges um 40 mm und einem heftigen Absetzen des Drehriegels in der Mutterbackensäule des Pylons 1 (NW). Dabei handelt es sich um eine von vier Sicherheitsvorrichtungen, die in diesem Störfall genauso reagiert und funktioniert hat wie geplant, teilte das zuständige Wasserstraßen-Neubauamt Berlin mit.
Nach der Störung war das neue Hebewerk für die Ursachen- und Schadensermittlung sowie die Störungsbeseitigung vorübergehend außer Betrieb genommen worden und blieb über Wochen für die Schifffahrt gesperrt. Ursächlich für die Störung war den Angabe zufolge eine Überlastmeldung aus dem Antrieb des abgesetzten Drehriegels, welche einen automatischen Nothalt ausgelöst hatte.
Ein konkreter Schaden an der Anlage sei nicht festgestellt worden. Der Austausch einer Gelenkwelle sei nur vorsorglich erfolgt, um an dem ausgetauschten Bauteil Materialuntersuchungen vornehmen zu können, so das Amt.
Lange Sperrzeit inakzeptabel
Dass die Sperrzeit so lang gewesen sei, habe an der Weihnachtszeit sowie an altersbedingten Personalabgängen gelegen, so das Amt weiter. Das habe die inakzeptabel lange Reaktionszeit bis zur Analyse der Störungsursache begünstigt. Der Störfall werde mit dem gewährleistenden Auftragnehmer noch ausgewertet.
»Störungen in der Anfangsphase des Betriebes sind bei solchen solitären Anlagen vollkommen normal und auch weiter nicht auszuschließen, zumal die Anlage erstmals unter Winterbedingungen betrieben wird. Der verantwortungsvolle Umgang mit der 500 Mio. € – Investition gebietet dabei auch weiter eine fachgerechte Ursachenermittlung und Störungsbeseitigung bevor die Anlage wieder in Betrieb geht«, sagt Rolf Dietrich als Leiter des WNA Berlin.
Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Oder-Havel hatte für die Dauer der Sperrung Schleusungen über das alte Hebewerk angeboten, so dass die Verfügbarkeit von mindestens einem der beiden Hebewerke am Standort Niederfinow durchgängig gewährleistet werden konnte.
Im Zeitraum vom 1. bis 19. Januar 2023 seien in Niederfinow für diese Jahreszeit »beachtliche« 110 Gütermotorschiffe und 15 Sportboote geschleust worden, teilt das WNA Berlin weiter mit. Transportiert wurden überwiegend Getreide, aber auch Kohle, Baustoffe und Roheisen. Zum Vergleich: Im verkehrsreichen Monat Juli 2022 waren es 246 Güterschiffe, 320 Fahrgastschiffe und 1.142 Sportboote.