In Rotterdam ist das Unternehmen Zero Emission Services (ZES) gegründet worden. Es stellt ein neuartiges Energiesystem für mehr Nachhaltigkeit in der Binnenschifffahrt vor.
ZES wurde von der Bank ING, dem Anbieter von Energie und technischen Dienstleistungen Engie, dem maritimen Technologieunternehmen Wärtsilä und dem Hafenbetrieb Rotterdam gegründet. Unterstützt wird das Unternehmen vom niederländischen Ministerium für Infrastruktur und Wasserwirtschaft.
»Mit ZES führen wir in der Binnenschifffahrt ein neuartiges System ein, durch das Binnenschiffe mit Hilfe von austauschbaren, mit nachhaltig generiertem Strom geladenen Akku-Containern (ZESPacks) emissionslos fahren können«, sagt Willem Dedden, CEO von ZES. Für den Austausch des Akku-Containers werde ein Netzwerk von Open Access-Ladepunkten aufgebaut. Dort sollen die ZESPacks gegen frisch aufgeladene Container ausgetauscht werden, sodass die Schiffe mit einer minimalen Wartezeit schnell weiterfahren könnten.
Diese »Powerboxen« wurden für mehrere Anwendungen entwickelt, so dass sie auch zeitweise an Land eingesetzt werden können, beispielsweise zur Stabilisierung des Stromnetzes oder zur Deckung eines befristeten örtlichen Elektrizitätsbedarfs, heißt es. Das System sei zukunftsbeständig, weil es vom Energieträger unabhängig sei.
»Wir machen jetzt den Anfang mit Akkus, aber wenn in Zukunft Wasserstoff kostengünstiger wird, so können die Container auf der Basis von Wasserstofftechnologie in derselben Weise Elektrizität liefern«, erläutert Dedden.
Niederschwellig durch innovative Finanzierung
Um dem Schiffer die Umstellung auf die emissionslose Fahrt zu erleichtern, wurde eine innovative Finanzierungsform auf »Pay-per-Use«-Basis entwickelt. Dadurch stellt ZES nur die Kosten für die verbrauchte nachhaltige Energie und die Miete des Akku-Containers in Rechnung, so dass die Betriebskosten des Schiffers »konkurrenzfähig bleiben«, wie es heißt. Das Schiff müsse jedoch auf einen elektrischen Antriebsstrang umgerüstet werden.
Für diese Systemveränderung fällt in der ersten Phase ein Gesamtkostenaufwand von 20 Mio. € an, der finanziell von ING, Engie, Wärtsilä, dem Hafenbetrieb Rotterdam sowie dem niederländischen Staat aufgebracht wird. Der niederländische Staat leistet einen Beitrag durch Fördermittel des Ministeriums für Infrastruktur und Wasserwirtschaft sowie einen Zuschuss der Unternehmensagentur der Niederlande (Netherlands Enterprise Agency) im Rahmen der Politik zur Steigerung der Nachhaltigkeit der Transportbranche.
Heineken wird erste Langzeitkunde
Die Brauerei Heineken, als Verlader schon von Anfang an an der Entwicklung des Systems beteiligt, ist jetzt auch der erste Endkunde, der mit diesem neuen System fahren wird. Das erste Schiff wird für den Transport von Bier von der Heineken-Brauerei in Zoeterwoude über das Binnenschiff-Terminal Alpherium zum Hafen in Moerdijk eingesetzt. Heineken hält es nach eigenen Angaben für sehr wichtig, mit Hilfe von nachhaltig angetriebenem Transport einen Beitrag zur Entwicklung einer umweltverträglichen, klimaneutralen Logistik zu leisten. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, seine gesamte Lieferkette klimaneutral zu machen.
Die Heineken-Brauerei hat sich ZES gegenüber dazu verpflichtet, zehn Jahre lang Bier emissionslos von der Brauerei in Zoeterwoude nach Moerdijk zu transportieren. Darüber hinaus leistet das Unternehmen einen Initialbeitrag zu den Entwicklungskosten für das erste Schiff ihres Transportunternehmens CCT. CCT stellt für das Laden und Löschen des ersten Schiffs keine Verladekosten in Rechnung.
ZES will mit diesem Konzept die gesamte Binnenschifffahrt sowie Kurzstreckenseeverkehre dazu mobilisieren, auf emissionslose Antriebe umzusteigen. Die erste Ladestation wird auf dem Korridor Zoeterwoude – Alpherium – Moerdijk realisiert. Anschließend wird sich die Fokussierung auf die Einrichtung des Korridors Amsterdam-Rotterdam-Antwerpen sowie die Herstellung einer Verbindung nach Nijmegen richten. In der ersten Phase liegt der Schwerpunkt auf Containerschiffen (Neu- und Umbauten) für die Binnenschifffahrt.